Erschwerend kommt dann ja immer noch dazu, daß viele eben nur Mastodon kennen, inklusive sämtlicher Techmedien. Außenstehende haben häufig zwar schon von Mastodon gehört, aber noch nie vom Fediverse, und ansonsten glaubt man vielfach, Mastodon und Fediverse seien ein und dasselbe, 100% deckungsgleich, Threads vielleicht ausgenommen.

Wenn Mastodon jetzt enshittifiziert wird, auch weil in der amerikanischen Mastodon, Inc. ein KI-Datensammler-Shill und eine VC-Heuschrecke sitzen, wo sollen die Leute dann hingehen? Threads und Bluesky sind ja noch schlimmer, 𝕏 sowieso.

Klar, du und ich, wir könnten beide stapelweise Alternativen herunterrattern, die allesamt im Fediverse und miteinander und mit Mastodon verbunden sind, und die praktisch durchweg Features haben, von denen man auf Mastodon nur träumt. Teilweise auch Features, die das Vorstellungsvermögen der meisten Mastodon-Nutzer komplett überflügeln. Und viele deiner Kontakte könnten das wahrscheinlich auch.

Aber ich schätze inzwischen, mindestens die Hälfte der Mastodon-Nutzer weiß bis heute nicht einmal, daß es überhaupt noch etwas anderes im Fediverse gibt als Mastodon. Oder daß es überhaupt noch andere dezentrale, unkommerzielle soziale Netzwerke bzw. Microblogging-Projekte gibt. Geschweige denn welche es gibt.

Für viele ist der Ausweg entweder, zu etwas anderem Kommerziellen zu wechseln, oder soziale Netzwerke ganz zu verlassen. Oder sie ertragen weiterhin zähneknirschend Mastodon, weil's dazu ja keine Alternativen gibt.

Andere scheinen darüber nachzudenken, ganz neue Projekte zu starten. Erst gestern lief mir der Post von jemandem über den Weg, der sich einlesen will ins Thema ActivityPub, vor allem, wie Mastodon es implementiert hat, weil er sein eigenes mastodonartiges Projekt starten will.

Als gäbe es so etwas noch nicht.

Und was aktuell ein Riesenthema ist, wenn man dem englischsprachigen Fediverse-Flurfunk folgt: Hard Forks von Mastodon. Also Mastodon, aber es ist nicht von der Mastodon (g)GmbH.

Auch hier fragt man sich: wozu? Es gibt tonnenweise Zeugs im Fediverse, das nicht Mastodon ist, nie Mastodon war und besser ist als Mastodon. Aber es gibt eben leider Leute, die können nicht ohne Mastodon-UI und Mastodon-UX.

Der Optimist in mir sieht in solchen Hard Forks die Möglichkeit, Mastodon ohne Rochkos Walled-Garden-Politik weiterzuentwickeln und an den Rest des Fediverse anzunähern, statt sich weiterhin oder gar noch mehr dagegen einzumauern. Es gibt zumindest einen Hard-Fork-Unterstützer, der schon fast überall im Fediverse war und ist, von daher ist das nicht ganz unwahrscheinlich.

Aber es gibt auch die, die einfach nur ein Mastodon haben wollen, das nicht mehr unter der Kontrolle der GmbH und der Mastodon, Inc. steht und ein paar Extrafeatures eingebaut bekommt, die die Community haben will. Bei denen wird dann mitunter klar, daß ihnen der ganze Rest des Fediverse ziemlich egal ist oder sie gar mit dem Rest des Fediverse nichts zu tun haben wollen.

Am Ende wird es noch mehr Mastodon-Forks geben als jetzt schon. Und wahrscheinlich wird ein einziger Fork, der auf den Rest des Fediverse zugeht, um die Gunst der Mastodon-Nutzer buhlen mit einem ganzen Haufen Forks, die auf den Rest des Fediverse "literarisch keinen Fick geben".

Aber sich dann wundern, wenn Leute außerhalb von Mastodon ein Problem mit Mastodon zu haben scheinen.

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